Mehr oder weniger erholt steigen wir aus dem Nachtzug aus und sind nun im Bahnhof Budapest-Keleti. Schwer beladen, wie sich das für unsere Reisen gehört, verlassen wir den Bahnhof. Es ist doch ein imposanter Bau.
Zu unserer Unterkunft ist es, laut Google, etwa 30 Minuten zu Fuss, wir nehmen diese in Angriff, wenn immer möglich dem Schatten entlang, denn es ist schon jetzt, um zehn Uhr vormittags, sehr warm. Von der stark befahrenen Strasse geht es nach rechts weg in eine kleinere Strasse, dort gehen wir an der unscheinbaren Unterkunft vorbei, merken dies aber gleich und gehen so nicht viel zu weit. Wir gehen durch die Tür und landen in einem Eingangsdurchgang, wundervoll mit schönem Boden, und stuckverzierten Wänden und Decken. Durch diesen Durchgang hindurch und wir stehen in einem Innenhof, das gelbe Gebäude wirkt wunderschön, um den Innenhof herum sind kleine Terräschen. Es wirkt wie im Film, wie aus einer anderen Zeit. Wir begeben uns ins Treppenhaus, es ist heiss.
Wir sind uns das Laufen ja von unseren letztjährigen Ferien gewohnt, daher spazieren wir mal drauf los in Richtung Parlamentsgebäude. Entlang der Strasse, in der wir nun gehen, sind immer wieder grosse Wandgemälde zu sehen, beeindruckend. Wir kommen an einem Flohmarkt vorbei und gehen da spontan durch. Er geht irgendwie durch Gebäudedurchgänge, dahinter befinden sich diverse Bars und Restarants, es scheint ein toller Ort zu sein. Wir bestaunen die verschiedenen alten und neuen Gegenstände, darunter verschiedene Fotoapparate von früher und noch älter, Abzeichen, Hüte und Mützen aus Sowjetzeiten und vieles mehr. Ich bin teilweise ein wenig verlockt, aber mit dem Rucksack können wir nicht wahllos einkaufen... :-) Irgendwann kommen wir wieder auf eine Strasse, eine Parallelstrasse derjenigen, in der wir ursprünglich unterwegs waren. Wir lassen uns weiter treiben und bewegen uns in Richtung Donau. Mittlerweile ist es nicht mehr ganz so hell, es sind einige dunkle Wolken aufgezogen... warm ist es noch immer. Wir kommen auf einen Platz, um den herum diverse Stände aufgestellt sind, an einer Seite eine grosse Bühne. Es werden auch hier Handwerksartikel verkauft und es gibt Essensstände mit lokalen Spezialitäten. Wir drehen auch hier eine Runde, langsam macht sich auch der Hunger bemerkbar, aufgrund der Wetterlage, einige vereinzelten Tropfen sind schon zu spüren, entscheiden wir uns jedoch gegen das Essen an einem Stand und gehen nun weiter an die Donau. Wir gehen an die Uferpromenade, ein wunderbarer Blick auf die gegenüberliegende Seite, Buda, mit der Burg vor dem grauschwarzen Himmel... Donnergrollen... und Blitze sind im Hintergrund zu sehen. Eine beeindruckende Szenerie, wenn auch nicht ganz so beruhigend. Wir gehen weiter der Donau entlang, schauen ein wenig nach geeigneten Restaurants, was hier aber nicht so einfach ist. Dann drehen wir wieder um, es soll doch wieder etwas ins Zentrum gehen, weg von der teuren und edlen Uferpromenade. Weit kommen wir nicht, als ein starker Regen eintritt. Normalerweise bekomme ich jeweils zu hören, ich sei zu schnell und soll etwas langsamer gehen. Anders jedoch jetzt, wo die klare Aufforderung erfolgt, ich soll mich doch jetzt wohl auch etwas beeilen. Wir stellen uns, wie viele andere auch, bei der erstbesten Möglichkeit halbwegs unter, viel Schutz bietet es hier nicht, aber immerhin etwas für den ersten heftigen Guss. Bei nächster Gelegenheit, als der erste Starkregen etwas nachgelassen hat, laufen wir ein wenig weiter und finden in einer Parkgarageneinfahrt einen besseren Regenschutz. Der Parkwächter in seinem Häuschen, wir bemerken ihn erst nach einem Moment, scheint unbeeindruckt. Wir haben nun schon Hunger, warten noch ein wenig ab, bis der Regen fast aufgehört hat und gehen dann zu einem nahegelegenen Lokal "Granny's Lángos" Hier setzen wir uns drinnen an einen von drei Tischen und bestellen je ein Langós, Denise eines mit Sauerrahm und Käse, ich eines mit Spinat und Käse. Die ungarische Spezialität schmeckt uns, sie sättigt aber auch sehr gut, wir hätten uns wohl auch zu zweit an einem Langós satt essen können :-)
Gestärkt gehen wir weiter und kommen an einem Kaffeehaus vorbei, Gerbeaud. Hier geniessen wir einen Eiskaffee im Ambiente längst vergangener Zeiten. Eine weitere starke Regenschauer können wir so aus dem Trockenen betrachten.
Wir überlegen uns das weitere Vorgehen für heute und entscheiden uns für eine Schiffstour auf der Donau, so sehen wir trotzdem etwas und sind aber im Trockenen. Also gehen wir nach dem Kaffee wieder hinunter zur Donau, warm ist es immer noch sehr, und buchen dort für 15 Uhr eine Schifffahrt. Schon bald darauf können wir aufs Boot, es ist nicht voll, angenehm von der Auslastung, es ist auch keine geführte Tour, auch deshalb wohl nicht so touristisch. Es fährt aber ein Stück die Donau hinauf und auch hinunter, wir sehen unter anderem das beeindruckende Parlamentsgebäude und auch weitere beeindruckende Bauten. Der leichte Regen zwischendruch erreicht uns nicht, bei einer Drehung erhalte ich jedoch eine kalte Dusche mit Wasser vom Dach... irgendwie erfrischend... und aufgrund der immer noch sehr warmen Temperaturen trocknet es dann sicher auch bald wieder. Nach einer Stunde gehen wir wieder an Land. Wir decken uns in einem kleinen Market mit Wasser ein, nicht der günstigste Markt, aber was soll's. Dann lösen wir ein 24-Stunden-Ticket für den ÖV. Wir fahren zum Parlamentsgebäude, schauen uns dieses noch von der anderen Seite an und bestaunen diverse riesige Statuen und Denkmäler. Es ist uns schon länger aufgefallen, dass in Budapest überall Bühnen und Scheinwerfer aufgebaut werden, grosse Teile sind abgesperrt... Am 20. August findet irgend etwas statt... mit Feuerwerk... dadurch ist auch jetzt schon der ÖV beeinträchtigt, wir laufen also doch wieder mehr, wie wir geplant haben. Über die Brücke nehmen wir aber das Tram und wollen dort dann der Donau entlang mit einem weiteren in Richtung Burg fahren. Aber eben... sie fahren nicht so, wie geplant. Also laufen wir entlang der Donau. Auch schön, immer noch warm, wieder sonnig. Denise entdeckt eine hübsche Treppe und wir folgen dieser, auch aus unseren letzten Ferien sind uns Treppen nur zu gut bekannt, tausende haben wir damals bestiegen, da machen wir jetzt weiter. So gelangen wir, nach vielen Treppenstufen (es folgten noch zwei drei weitere Treppen nach der ersten) ein Schloss oder eine Kirche oder von beidem etwas. Es ist ein Gewusel hier, viele Touristen und auch hier wieder ein Markt oder so. Wir schlendern ein wenig herum, betrachten die imposanten Mauern mit Türmchen, gehen um die Kirche, haben einen tollen Ausblick auf Budapest und geniessen ein frisch über der Holzkohle zubereitetes Kürtőskalács. Etwas wunderbares. Danach spazieren wir weiter, flanieren durch den Markt, der grösser ist, wie ursprünglich gedacht. Aber ein toller Markt, viel Handwerkskunst, es wird an den Ständen teilweise noch gewerkelt, geschnitzt, gestickt, Glas geblasen, gewebt, ... Die Produkte hier sind anders wie das, was von typischen Märkten bekannt ist. Wir könnten vieles kaufen, würden auch gerne... aber der Platz in unseren Rucksäcken lässt dies nicht zu... so nehmen wir die Eindrücke und Erinnerungen mit. Am Ende laufen wir noch an ein Konzert, es beginnt langsam einzudunkeln... eine wunderschöne Stimmung.
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